Kurzer historischer Abriss der Entstehung von Schlaraffia in Dresden.

I. Entstehung der Schlaraffen in Dresden - Schlaraffia Dresdensia

Grab Franz ThomeAm 10.10.1859 wurde in Prag "Schlaraffia" durch den Direktor des damaligen Prager Theaters Franz Thomé (Rt Carl II der Frauenprüfer) und zahlreicher Schauspieler und Künstler aus der Taufe gehoben. Sie gründeten den ersten schlaraffischen Verein Nr. 1 namens „Praga“. Dort trafen sie sich wöchentlich in der sogenannten Winterung, also von Anfang Oktober bis Ende April, zum freizeitlich geselligen Beisammensein, zum Dichten, Rezitieren, Singen und zum Theaterspielen in der Vereinsrunde. Um den Vereinsfrieden zu erhalten,  wurden die schon damals vorherrschenden „Zankäpfel“, wie u. a. Politik und Religion strikt ausgeschlossen. Das galt damals und gilt auch noch heute. Um dem Ganzen noch einen theatermäßigen Anstrich zu geben, wurde alles was den Verein betrifft als Persiflage auf das ritterliche Mittelalter bezogen. So wurde der Verein als Reich bezeichnet und die Vereinsmitglieder nannten sich Ritter, Junker und Knappen.

Diese Grundidee, manifestiert im ersten schlaraffischen Verein Schlaraffia Praga (1), fand sehr schnell Begeisterung und breitete sich wie ein Lauffeuer aus, sodass zahlreiche derartige Vereine im deutschen Sprachraum und weit darüber hinaus entstanden.
Es sollten jedoch noch fast auf den Tag genau 22 Jahre vergehen, bis auch in Dresden frohgesinnte Bürger sich für diese Art der freizeitlichen Beschäftigung begeisterten und einen derartigen Verein, ein schlaraffisches Reich entstehen ließen.

Wappen Dresdensia Reich Nr33

So wurde am 15.10.1881 durch das in Leipzig befindliche Mutterreich, die Lipsia (2), die Colonie Dresdensia federführend durch die Rt Moltke (Lipsia  - Leipzig), Rt Reif (Norimberga – Nürnberg), Rt Rübezahl (Teplitia – Teplitz/Schönau), Rt Capitano (Wratislawia - Breslau) und einem Häuflein von 16 kulturell begeisterten Dresdner Männer als Knappen gegründet. Bereits nach einem Jahr erfolgte die Sanktionierung zu Schlaraffia Dresdensia mit der Nr. 33.

Alt DresdenGeführt von Rt Blutig, Rt Moltke, Rt Säurig und Rt Rübezahl trafen sich die Schlaraffen in der Schlaraffia Dresdensia (33) jeden Montag in der Rabenburg in der Marienstraße in Dresden zu ihren kulturellen Veranstaltungen. Der Zulauf von Interessenten war enorm und die Schlaraffia Dresdensia (33) entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem kulturellen Faktor in der Stadt Dresden. In ihrer Hochblüte 1930 wurden 108 Sassen verzeichnet, was zur Folge hatte, dass nunmehr zwei Veranstaltungen pro Woche erforderlich wurden.

Besondere Höhepunkte mit zahlreichen nationalen und internationalen Gästen waren u.a. im Jahre 1893 das stadtgehabte Concil zu Dresden, die Weihe des neuen Vereinsraumes, die "Eulenveste", in der Landhausstraße 13 in unmittelbarer Nähe zur Frauenkirche im Jahre 1914, die 1.111. Veranstaltung am 11.11.1920 und das 50. Stiftungsfest der Schlaraffia Dresdensia (33) in der Konzerthalle des zoologischen Gartens im Jahre 1931.

Sehr früh begann die Schlaraffia Dresdensia (33) „Töchter“ zu gebären, so z.B. im Jahre 1884 die Schlaraffia Glauchavia (62) in Glauchau, zwei Jahre später in Chemnitz die Schlaraffia Kemnitzia (88) und im Jahre 1898 in Bautzen die Schlaraffia Budissa (136).
Dem Gang der Weltgeschichte konnte sich aber weder der Weltverband Allschlaraffia, noch der Landesverband Schlaraffia Deutschland und schon gar nicht die Schlaraffia Dresdensia (33) entziehen. Die Machtergreifung des Nazi-Regimes in Deutschland leitete deren Niedergang ein.

Zweifelsohne erlebte die Schlaraffia Dresdensia (33) unter dem Nazi-Regimes ihren geschichtlich unrühmlichsten Tiefpunkt. Letztendlich wurde im Februar 1937 per Reichserlass jegliche schlaraffische Tätigkeit verboten.


So fand am 27.02.1937 unter der Leitung des Rt Uhupreis in der 1.588. Veranstaltung, die Abschiedsveranstaltung, der Schlaraffia Dresdensia (33) mit einem trauerumflorten Uhu und mit den letzten Worten "Das Spiel ist aus" statt. Mit dem darauffolgenden letzten Tamtam-Schlag am gleichen Tag um 14.10 Uhr hörte die Schlaraffia Dresdensia (33) auf zu existieren.

II. Schlaraffen im heutigen Dresden – Schlaraffia Dresa florentis

Anders als in der BRD, in der Schlaraffia nach der Zerschlagung des Nazi-Regimes wieder weitergeführt und tlw. neu entstanden ist, war in der Zeit der DDR die schlaraffische Idee verboten. Erst 1990 nach dem Beitritt der DDR zur BRD war die Wiedergründung und Neugründung schlaraffischer Vereine in den neuen Bundesländern wieder möglich.

So fanden sich einige Schlaraffen aus den bestehenden schlaraffischen Vereinen der alten Bundesländer zusammen, um die Wiederauflebung von Schlaraffia in der Landeshauptstadt Dresden in Augenschein zu nehmen und das über die Diktaturen hinweg untergegangene schlaraffische kulturelle Erbe wieder mit Leben zu erfüllen.

Um das Führungsduo bestehend aus Rt Bäng-Kerle aus Schlaraffia Heylbronnen (286) - Heilbronn und dem Rt Schnuffi aus Schlaraffia Assindia (50) – Essen scharten sich alsbald zahlreiche Bürger aller Berufe aus Dresden und Umgebung, die der kulturellen Betätigung mit Geist, Witz und Humor als Zuhörer oder Akteur aufgeschlossen waren. Bald wurde die Gründung eines schlaraffischen Stammtisches beschlossen, die kurze Zeit darauf am 05.11.1990 erfolgte. Damit wurde der Grundstein für die erste Neugründung eines schlaraffischen Vereins auf dem Gebiet der neuen Bundesländer gelegt.


Die schlaraffische „Ausbildung“ übernahmen zum größten Teil die Schlaraffen der Schlaraffia Assindia (50) in Essen, die spätere sinnbildliche „Mutter“. Nun entstanden enge befruchtende Beziehungen zur Schlaraffia Budissa (136), zu zahlreichen schlaraffischen Vereinen in den alten Bundesländern in Österreich, in der Schweiz und weit darüber hinaus.
Abbildung eines Kupferstiches von Heinrich F Hogenberg aus dem Jahre 1565
Nach dem schlaraffischen Stammtisch und der Entwicklung zum Feldlager stand nun die Gründung einer schlaraffischen Colonie an. Dafür musste ein passender Name gefunden werden, da der Name „Dresdensia“ nicht mehr genutzt werden durfte. So fand man in einem alten in der DDR erschienenen Buches eine Abbildung eines Kupferstiches von Heinrich F. Hogenberg aus dem Jahre 1565. Auf diesem waren die Worte „DRESA FLORENTIS“ deutlich zu lesen, die zum Namen des heutigen schlaraffischen Vereins in Dresden wurden.

Die Colonie-Gründung fand am 23.10.1994 in der „Neuen Mensa“ der Technischen Universität Dresden statt. Sie war ein bedeutsames Ereignis, sowohl für das weltweite Allschlaraffia, als auch für die Stadt Dresden, an der ca. 700 schlaraffische und profane Gäste aus 12 Ländern teilnahmen. Auch das nachfolgende 25. Konzert des Allschlaraffischen Sinfonieorchesters mit Werken u. a. von Heinrich Schütz, Richard Wagner und Carl Maria von Weber war für die hiesigen, für die angereisten Schlaraffen und für alle Gäste ein kultureller Höhepunkt.

Parkhotel Dresden Weier Hirsch
Bald darauf, genau am 07.10.1995, erfolgte im feierlichen Rahmen im mit Schlaraffen und Gästen fast überfüllten „Kurhaus und  Parkhotel Weißer Hirsch“ die Feier der Sanktionierung auf der die Colonie Dresa florentis sinnbildlich zu einem schlaraffischen Reich Schlaraffia Dresa florentis mit der Nummer 411 erhoben wurde. Somit entstand nach 58 Jahren politisch bedingter Auszeit wieder ein Verein in Dresden, welcher sich in der Tradition der erloschenen Schlaraffia Dresdensia (33) sieht, deren schlaraffisches Erbe pflegt und den kulturellen Glanz in und für Dresden anstrebt.

Wappen Dresa FlorentisUnter der Führung von Rt Pils, Rt Bäng-Kerle und Rt Gedanius entwickelte sich die Schlaraffia Dresa florentis (411) zunehmend. In den schlaraffischen Veranstaltungen wurde klangvoll musiziert und reichlich gesungen. Dichter, Schriftsteller, Komponisten u.a. bekamen durch Vorträge und eigene Dichtungen der Schlaraffen ihre Bühne. Alles war gepaart mit viel Humor, Freude, Witz und der Freundschaft unter Gleichgesinnten, eingebettet in ein ritterliches Spiel mit mittelalterlichem Wortschatz, mit den Farben der Stadt Dresden (gold-schwarz) gestaltete Umhänge als Rüstungen und mittelalterliche Stände als Grad deren Reife.
Allschlaraffisches Sinfoniorchester in der Unterkirche der Frauenkirche
Ein besonderer Höhepunkt, der sich in das Gedächtnis vieler eingeprägt hatte und historische Bedeutung erlangte, war für die Schlaraffen und für viele Bürger der Stadt Dresden das Konzert des  Allschlaraffischen Sinfonieorchester am 02.08.1998 in der Unterkirche der noch im Bau der befindlichen Frauenkirchein in Dresden.


Zunehmend fanden immer mehr Kunst und Geselligkeit interessierte Bürger der Stadt Dresden unterschiedlicher Berufsgruppen, im Berufsleben stehende und Rentner den Weg zur Schlaraffia Dresa florentis (411), um eine entspannte, humorgeladene und niveauvolle Freizeitgestaltung mit schlaraffischen Freunden dort und darüber hinaus zu erleben.
Feier 25 Jahre Dresa Florentis
Am 04.05.2019 feierte die Schlaraffia Dresa florentis (411) ihren 25. Jahrestag der Gründung im historischen Ballsaal des Ball- und Brauhaus Watzke in Dresden. Mit 211 Teilnehmern aus 48 schlaraffischen Vereinen aus ganz Europa und weiteren prominenten Gästen war der historische Ballsaal brechend voll. Dort wurde das erfolgreiche Wirken und das Schaffen der Schlaraffia Dresa florentis (411), welches sie in den Jahren für das schlaraffische und kulturelle Erbe der Stadt Dresden und darüber hinaus erbracht hatte, gewürdigt.

Besonders unter der langjährigen Führung des Rt Weh nich entwickelte sich die Schlaraffia Dresa florentis (411) zu einem Akteur in Schlaraffia selbst, in Dresden und auch im Ausland.

So übernahm sie die „Mutterrolle“ bei der Gründung der Schlaraffia Gorlitia (427) in Görlitz im Jahre 2014 und gab den  Schlaraffen in Meißen bis zur ihrer Gründung 2019 zu Schlaraffia Castellum Misena (428) zahlreiche personelle und ideelle Unterstützungen.

Auch den in Dresden geborenen deutschen Schriftsteller, Publizisten und Drehbuchautor Erich Kästner wird jährlich, nun schon über 15 Jahre lang, eine gesonderte Veranstaltung als literarisches Turnier mit großem Erfolg gewidmet, an dem Gäste aus ganz Deutschland und zunehmend auch aus dem Ausland teilnehmen.

Mehrere schlaraffische Veranstaltungen wurden durch die Schlaraffia Dresa florentis (411) in Prag, der Hauptstadt Tschechiens, dem Ursprungsort der Schlaraffia, organisiert und durchgeführt. Auch das deutsche Goethe-Institut in Prag ermöglichte dafür 2017 und 2019 den repräsentativen Rahmen. Gäste waren nicht nur Schlaraffen, sondern auch Bürger aus Prag und dortige Studenten, die zur Kultur und Schlaraffia ihre Hochschularbeiten schrieben.
Thron Dresa Florentis

Seit Jahren steht die Schlaraffia Dresa florentis (411) mit der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden in enger Verbindung und gehört zu den Förderern junger und besonders begabter Musikstudenten mit dem begehrten Deutschlandstipendium.
Als kulturelle Bereicherung erfreut seit einigen Jahren ein jährlich stattfindender Ball der Schlaraffen, der „Sächsische Schlaraffenball“, mit dem Ensemble die „Spilimans“, deren Musiker überwiegend Schlaraffen selbst sind.

Nicht zuletzt erschienen mehrere Artikel und Berichte in der örtlichen Presse sowie Podcast, welche insgesamt über das Tun der Schlaraffia Dresa florentis (411) und über ihre Veranstaltungen berichteten.

Im tagtäglichen Geschehen zeigt sich, dass Bürger der Stadt Dresden zur Schlaraffia Dresa florentis (411) Kontakt aufnehmen, sich für das schlaraffische Spiel und darin eingeschlossen auch für die Pflege des kulturellen Erbes in literarischer, musikalischer und wissenschaftlich- technischer Weise sowie für die deutsche Sprache selbst interessieren. Sie erleben all das als eine niveauvolle, mit viel Freude und Humor gespickte Freizeitgestaltung aus der sich Freundschaften bis in den profanen, privaten Bereich hinein ergeben.
Dieses weiter zu entwickeln ist und bleibt auch in der Zukunft ein anspruchsvolles Ziel für die Dresdner Schlaraffen.
31 Stammbaum neu Dresa 1